Nordostthailand (Isaan)
Der Himmel des Isaan ist so weit wie kaum anderswo - oder, anders ausgedrückt, das Land ist fast durchweg eben. Kein Wunschziel für Aktivitätsgetriebene, und auch wer spektakuläre Landschaft sucht, wird sich hier bald enttäuscht sehen, denn der Isaan ist ein einziges riesiges Kulturland. Aber eines mit seinen spezifischen Reizen: Aufgrund der kleinscheckigen, noch überwiegend vorindustriellen Bewirtschaftung haben imposante alte Baumbestände ihr Existenzrecht bewahrt, und der Himmel des Isaan spiegelt sich in unzähligen Tümpeln und Seen, die mit ihren Seerosenkolonien das Gemüt des Betrachters - sofern er über eines verfügt - zu erfreuen vermögen.
Vom breiten Strom des Tourismus wird dieser Landstrich weitgehend links liegengelassen, und das erweist sich für den, der trotzdem hinfährt, als beträchtlicher Vorteil. Immerhin befindet sich der Besucher hier auf dem ältesten Kulturboden des heutigen Staatsgebiets, denn die Herrscher des Khmer-Reichs errichteten hier ihre für die Ewigkeit in Sandstein gebauten Götterpaläste schon lange, bevor die Thai überhaupt ihren Fuß auf ihr heutiges Land setzten und begannen, an ihren allzu vergänglichen Holzgebäuden zu werkeln. Und diese kunstvollen Monumente kann man hier in völliger Ruhe, mitunter gar Abgeschiedenheit auf sich wirken lassen, während sich in Angkor die Massen gegenseitig auf die Füße treten.
Die geringe Publizität des Isaan macht diesen zu einem idealen Terrain für Entdecker. Es lassen sich allenthalben "Sehenswürdigkeiten" teils überraschend hochwertiger, teils kurioser Art ausmachen, die wenn sie anderswo stünden, durchaus der Würdigung wert wären, so aber vom Reisenden selbst aufgespürt werden müssen. Dabei wird einem auch das Entgegenkommen der Bewohner zu Hilfe kommen und selbst zu einem Teil des Reiseerlebnisses werden: Scheinbar überrascht und erfreut darüber, dass man überhaupt den weiten Weg zu ihnen gefunden hat, zeigen sie gerne, was ihre Gegend zu bieten hat, und gewähren auch bereitwillig Einblick in ihr eigenes Tagwerk.
Ein kleiner Zusatzvorteil ergibt sich für den Isaan-Reisenden zuhause: Kaum jemand hier vermag das Reiseziel kennerisch einzuordnen, so dass ein leicht gelangweiltes "ach ja..." als Reaktion kaum zu befürchten ist.